Behandlung von ulcus cruris, decubitus und anderen chronisch-trophischen Defekte

Therapieempfehlungen
mit zell-stimulierenden Substanzen

von
Dr. med. Georgi Stankov, Copyright 1996, DIAS Institute, München

Krankheitsbild

Ulcus cruris entsteht am häufigsten als Folge eines postthrombotischen Syndroms oder einer chronischen Diabetes mit Mikroangiopathie. In beiden Fällen ist die periphere Blutversorgung beeinträchtigt. Dies führt zu chronisch-trophischen Defekten. Decubitus entsteht am häufigsten bei immobilisierten Patienten und bei solchen mit Marasmus, Kachexie oder anderen chronisch trophischen Erkrankungen (diabetes, Krebs, usw.).

Alle lokalen topischen Ulcera sind das Ergebnis eines beeinträchtigten Zellwachstums und Zellumbaus. Zur Zeit gibt es keine topischen Präparate, die das Zellwachstum fördern. Es gibt eine Reihe physiologischer Faktoren, die das Zellwachstum stimulieren, wie die Wachstumshormone (z. B. EGF). Diese können jedoch nicht lokal als Therapeutika eingesetzt werden.

 Therapie

Nystatin und Amphotericin B sind potente zell-stimulierende Medikamente, die das Zellwachstum fördern und lokale chronisch-trophische Geschwüre zur Heilung bringen. Mehrere Patienten mit chronischer und therapieresistenter ulcus cruris konnten nach topischer Behandlung mit nystatin-haltigen Salben geheilt werden.

Dosierung: Je nach Größe der Ulkus können folgende Dosierungen angewandt werden:

             200.000 I.E. Nystatin /g Salbengrundlage oder

            300.000 I.E. Nystatin /g Salbengrundlage

(100.000 I.E. entsprechen 20 mg Nystatin)

            40 mg Amphotericin B /g Salbengrundlage oder

            60 mg Amphotericin B /g Salbengrundlage

 Als Salbengrundlage empfehlen wir Linola, Emulsion oder Fettcreme, je nach Hautbeschaffenheit und Bedarf. Im Prinzip kann jede Salbengrundlage benutzt werden, mit der der Patient oder die behandelnde Person gute Erfahrungen gemacht hat. Die topische Anwendung von Nystatin oder Amphotericin B kann auch im Rahmen eines Kompressionsverbands erfolgen.

Die Dauer der Therapie richtet sich nach dem Umfang des Geschwürs und der zugrundeliegenden Ursachen. In der Regel kommt es zur Heilung nach 2 bis 3 Wochen. Die Salbe soll mindestens 3 Mal pro Tag, noch besser 4 bis 6 Mal pro Tag, appliziert werden. Ulcus cruris kann nach einer erfolgreichen Therapie gelegentlich erneut auftreten, wenn die Primärursachen nicht adäquat behandelt werden. In diesem Fall muß die topische Behandlung erneut durchgeführt werden. Die Gabe jeglicher glucocorticoid-haltigen Salben ist strengstens kontraindiziert. Glucorticoide hemmen das Zellwachstum und verschlechtern die chronisch-trophische Symptomatik.

Die Primärursache der Geschwüre muß adäquat behandelt werden. Handelt es sich um diabetes mellitus, so kann die periphere Insulinresistenz durch systemische Gabe von Nystatin gebessert werden. Wir empfehlen hier die chronische Gabe von 3-4 Kapseln Nystatin á 250 mg (1.250.000 I.E. pro Kapsel) täglich. Gelatinkapseln mit dieser Dosierung können bei den meisten Apotheken bestellt werden.

Die diabetische Mikroangiopathie und das postthrombotische Syndrom können positiv beeinflußt werden durch Gabe von Pentoxifyllin (z. B. Trental Retardtabletten 600 mg 2 Mal täglich).

Sowohl Altersdiabetes als auch das postthrombothische Syndrom gehen häufig mit einer ausgeprägten Atherosklerose einher. Wir empfehlen hier die chronische Therapie mit Lipidsenkern wie Simvastatin (z. B Denin, Zocor) oder Lovastatin (z. B. Mevinacor). Diese Medikamente werden irrtümlicherweise als HMG CoA reduktase-Hemmer bezeichnet. In Wirklichkeit handelt es sich um zell-stimulierende Substanzen, die vorwiegend auf die Hepatozyten (Leberzellen) wirken. Da systemisch Nystatin einen vergleichbaren cholesterin-senkenden Effekt hat wie diese Lipidsenker, sollte man erst mit Nystatin oral beginnen und eine weitere Therapie mit diesen Lipidsenkern erst bei sehr schweren Formen der Atherosklerose in Erwägung ziehen.

Zusätzlich kann man bei diesen Patienten Multivitamine (vorzugsweise fettlösliche Vitamine) verschreiben.

 

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